Tierschutz für Hartgesottene – oder… Bilder im Kopf

Zunächst stellte sich die Situation als ganz normaler Tierschutzalltag dar: Eine besorgte Frau kontaktierte den Verein, drei Katzen würden durch den Hausflur eines achtstöckigen Hochhauses laufen.

Doch dann rief mich – total aufgeregt – meine Kollegin Gabi an: Sie war als erstes im Hochhaus und sie habe im Hausflur ein bereits sehr kaltes, frisch geborenes Katzenbaby gefunden. Ich gab ihr die Adresse einer Tierklinik durch und kündigte den Notfall beim Tierarzt an.

  

Rabea und ich machten uns dann direkt auf den Weg, um die Mutter, evtl andere Babys und andere Miezen zu finden.

Bereits bei der Ankunft entdeckten wir im fünften Stock eine schwarz-weiße Katze an der Hausfassade. Sie konnte weder vor noch zurück – das Brett aus Zink zu schmal für eine Drehung. Angsterfüllt starrte sie quasi unbeweglich nach oben, um sich bloß nicht zu bewegen.

      

Schnell wurde uns klar, dass hier nur die Feuerwehr helfen konnte. In Sekundenbruchteilen gaben wir alle nötigen Informationen durch.

Nur wenige Minuten nach dem Telefonat flatterte eine Taube über die Katze hinweg. Wir wissen nicht, wie viele Stunden das arme Tier bereits da draußen auf der Fassade hockte. Vielleicht trieb der Hunger oder ein Instinkt sie zum Hinschauen… vielleicht wollte es auch das Schicksal so… jedenfalls blickte sie zu dem Vogel, rutschte, versuchte sich noch mit den Vorderpfötchen festzuhalten und rutschte dann komplett ab.

Ich sehe sie noch fallen und kann nichts tun! Das Geräusch vom Aufprall vor unseren Füßen werde ich nie vergessen!

Zunächst blieb sie am Fleck sitzen, doch als Rabea sie fangen wollte, huschte sie unter ein Auto. Dort kauerte sie, aus der Nase blutend. Mit Hilfe einer Hutablage aus dem Auto versuchte die eingetroffene Gruppe bestens ausgerüsteter Feuerwehrmänner, die Katze unter dem Auto hervorzuschieben. Erstaunlicherweise konnte sie noch laufen und hockte sich unter Einkaufswagen. Einem beherzten Feuerwehrmann der Wesselinger Feuerwehr ist es zu verdanken, dass wir die Katze noch einfangen konnten. An dieser Stelle möchte ich meinen absoluten Respekt aussprechen… ich hätte das so nicht gekonnt.

Danke auch dem Rest des Teams, das den Aufenthaltsort der Katze sicherte. Tausend Dank für die schnelle, absolut professionelle Hilfe! Und ja – die Katze hat in ihrer Not gepinkelt. Zum Glück gibts auf der Feuerwache eine Waschmaschine.

Während Rabea die Katze im Transportkorb zur Tierklinik fuhr, Gabi das Katzenbaby versorgte, betrat ich das Haus und besuchte die Frau, die uns um Hilfe gebeten hatte. Unbedingt galt es herauszufinden, wessen Katze das war und ob es noch mehr gibt, die unserer Hilfe bedürfen.

Die Frau zeigte mir die Kartons, in denen sich die anderen Katzen aufhielten. In Absprache mit der Feuerwehr schoben wir zwei Kartons ineinander und sicherten sie mit Klebeband. In den Kartons saßen zwei total verängstigte Katzen. Normalerweise würde kein Profi Katzen in einem Karton fangen – wir hatten jedoch die einmalige Chance, zwei auf einmal zu erwischen.

  

Eine dritte Katze konnte ich mit der Falle fangen, so dass wir nun vier erwachsene Katzen und das Kitten in unsere Obhut bringen konnten.

  

Rabea war von der Klinik zurück und wir fuhren zügig los, doch als wir gerade auf die Autobahn auffahren wollten, kratzte sich eine der Katzen aus dem Karton durch. Befreit thronte sie auf der Hutablage um dann einen Inspizierungsrundgang durch das Auto zu schleichen.

   

Ich konnte eindeutig das Gesäuge erkennen und uns wurde klar, dass es sich hier um das Muttertier handeln musste. Damit wir nicht stündlich füttern müssen, war es unerlässlich, das Tier mit seinem Kitten zusammenzubringen.

Wir erkannten, dass wir im Auto gefangen waren, denn unsere Hilfsmittel befanden sich – aufgrund von Platzmangel – im anderen Auto von Gabi.

Nach diversen hysterischen Lachkrämpfen kam uns die zündende Idee, erneut die Feuerwehr zu kontaktieren. Und wieder zeigte sich, dass sie unsere wahren Helden sind. Man lotste uns in eine Halle, in der wir aussteigen und die Tiere mit der Hand fangen konnten. Hierbei zeigte sich, dass auch die Feuerwehrmänner der Kölner Abteilung ihren Job verstehen. Beherzt griffen sie zu, so dass wir beide Kartonkatzen in einem Transportbehälter überreicht bekommen konnten. Nochmals herzlichen Dank!

Das Traurige an der Geschichte kommt leider zum Schluss… Das Kitten, welches stark unterkühlt war, hat es leider nicht geschafft. Es verstarb am nächsten Tag.

Auch dem gestürzten Tier konnte nicht geholfen werden. Die inneren Verletzungen waren zu stark. Papa Jack und Töchterchen Mary machen sich nun also gemeinsam auf den Weg über die Regenbogenbrücke.

Gute Reise… wir haben alles versucht… Es begleiten euch ein kleiner Schatz: unsere Gedanken und Gefühle. Uns war euer Schicksal nicht egal. Ihr habt von uns Namen bekommen und wir trauern um euch. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand.

Mit den schlimmen Bildern im Kopf haben Rabea und ich auch immer noch zu kämpfen. Auch das ist Tierschutz.

Zurück bleibt die schwere Schuld desjenigen, der euch in diese Lebenssituation gebracht hat. Meist steckt auch dieser Mensch in großen Nöten.

Wir bleiben hier aktiv, beobachten das Hochhaus weiter und versuchen, den Tierhalter ausfindig zu machen.

Schön ist aber, dass die beiden Tigerchen und die Mamakatze ein neues Zuhause bekommen werden.

Wir werden sehr darauf achten, dass es ihnen dort so richtig gut geht!

Gabi, Rabea und ich sind uns einig, dass wir an diesem Tag als Team alles gegeben haben. Manche Dinge lassen sich nicht ändern – auch wenn man es noch so gerne hätte.

(Maren)